Überforderte Schülerinnen und Schüler neigen dazu, sich durch ausweichendes oder störendes Verhalten vor einer Überforderung zu schützen. So muss das Bleistift gespitzt werden oder der Gang zur Toilette schützt die Schülerin oder den Schüler davor, sich mit der überfordernden Aufgabe auseinander zu setzen und sich als wenig kompetent zu erleben. Wählt sie oder er angemessenes Verhalten, wie oben dargestellt, fällt es weniger auf, als wenn sie oder er zu stören beginnt. Doch beide Möglichkeiten, sich zu schützen, stellt die Lehrperson vor Herausforderungen, die Schülerin oder den Schüler in den lern- und Arbeitsprozess einzubinden.
Prüfen Sie:
- inwiefern die Aufgaben zu den Voraussetzungen der unterschiedlichen Schülerinnen und Schüler passt,
- inwiefern die Aufgabe und ihre Bearbeitung von den Schülerinnen und Schülern als sinnvoll erlebt werden kann,
- inwiefern die Aufgabe Gestaltungsspielraum bietet,
- inwiefern sich die Schülerin oder der Schüler in der Auseinandersetzung mit der Aufgabe wirksam erleben kann.
Unterforderte Schülerinnen und Schüler neigen ebenfalls dazu, durch ausweichendes und störendes Verhalten sich vor der Bearbeitung der Aufgabe zu schützen.
Die Aufgabe erscheint ihnen zu wenig interessant, diese zu lösen ergibt für sie keinen Sinn. Die Kompetenzen der Schülerin oder des Schülers liegen über das Anforderungsniveau der Aufgabe. Damit wird diese Aufgabe unattraktiv. Sie vermag die Aufmerksamkeit der Schülerin oder des Schülers nicht zu binden und anzuregen; aus der Aufgabe heraus kann sie oder er kein Interesse entwickeln, diese zu bearbeiten. Die Schülerin oder der Schüler findet interessantere «Alternativen», die attraktiver sind und in der Regel das Klassengeschehen stören.
Prüfen Sie wie weiter oben:
- inwiefern die Aufgaben zu den Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler passt,
- inwiefern die Aufgabe und ihre Bearbeitung als sinnvoll erlebt werden kann,
- inwiefern die Aufgabe Gestaltungsspielraum bietet,
- inwiefern sich die Schülerin oder der Schüler in der Auseinandersetzung mit der Aufgabe wirksam erleben kann.
Die kognitive Aktivierung des Unterrichts und der Aufforderungscharakter der Anforderungen sind zu gering. Der Unterricht bietet zu wenig Herausforderung, auf die es sich lohnt, sich einzulassen
Als «langweilig» kann sowohl zu einfacher als auch zu komplexer Unterricht bezeichnet werden. Aus beiden Gründen gelingt es der Schülerin oder dem Schüler nicht, sich zu steuern, und ihre oder seine Aufmerksamkeit auf den Unterricht oder die Aufgabe zu richten.
Ein Unterricht mit geringem Gestaltungsfreiraum verleitet zu nicht angemessenem Verhalten. Die Schülerin oder der Schüler versucht, die Einengung zu sprengen und einen eigenen Weg einzuschlagen.
Welche kognitiven Aktivitäten erwarten Sie von den Schülerinnen und Schülern? Geht es darum, dass diese etwas genau so tun, wie Sie es vorgeben oder geben Sie ihnen Gestaltungsmöglichkeiten, die eine intensivere Auseinandersetzung und eine höhere Selbststeuerung erfordern?
Die Schülerinnen und Schüler können ihr Potential und ihre Ideen nicht einbringen. Vielleicht ist die Aufgabe zu unklar oder sie fragt nach ganz bestimmten Lösungen, die wenig Eigenaktivität erlauben.
Eine Schülerin/ein Schüler fühlt sich nicht zur Gruppe zugehörig. Aus ihrer/seiner Sicht lohnt es sich nicht, sich konstruktiv einzubringen. Dies kann aufgrund des Sozialverhaltens, aufgrund von gruppendynamischen Faktoren oder aufgrund der Leistungsfähigkeit (über- oder unterdurchschnittlich) geschehen.
Schülerinnen und Schüler brauchen einen interessanten und auf ihre Möglichkeiten ausgerichteten Unterricht, um diesen mitzugestalten zu können, sich kompetent zu erleben und als Teil der Gruppen zum Unterrichtsgeschehen beizutragen.
Aus motivationspsychologischer Sicht kann störendes Verhalten von Schülerinnen und Schülern über mehrere Zugänge geprüft werden. Störendes Verhalten von Schülerinnen und Schülern können Motivationsdefizite zugrunde liegen. Um diese beheben zu können, muss zuerst verstanden werden, worauf sie sich beziehen. Die folgenden Leifragen können dabei behilflich sein.