Oft werden Beobachtungen und eigene Sichtweisen vermischt («Die Schülerin/der Schüler ist aggressiv», «die Schülerin/der Schüler ist unaufmerksam», «die Schülerin/der Schüler ist frech»). Vgl. Was ist herausfordernd?
Eine Veränderung der eigenen Sichtweise kann sich jedoch insbesondere auf das beobachtete Verhalten beziehen, um einen veränderten Blick einzunehmen und neue Wege zu abzuleiten. Vgl. Auffälliges Verhalten umdeuten: den positiven Kern erkennen
Wer bereit ist, die Sichtweisen anderer zu hören, sich diese zu holen und dabei soziale Ressourcen zu nutzen, die das eigene Handeln erweitern und die erlebte Belastung reduzieren können, kann von kollegialen Besprechungen profitieren.
Zuhören und sich in die Gedanken andere eindenken, ermöglicht, das eigene Verständnis zu erweitern und veränderte Sichtweisen anzunehmen.
Damit ist nicht lediglich der «Rat unter der Türe» oder zwischen «Tür und Angeln» gemeint.
Kollegialer Austausch erfolgt im Gespräch und orientiert sich zum Beispiel als Intervision einem strukturierten Ablauf, um herausfordernden Situationen lösungsorientiert zu anzugehen.
Intervisionen folgen einem Ablauf von darlegen und zuhören, Hintergründe und Annahmen verstehen, Ideen entwickeln, gewichten, annehmen und verwerfen.
Vorgehen (Keller-Schneider, 2018, 319): Grau hinterlegt sind die Akteurinnen und Akteure, die in diesem Teil des Gespräches aktiv sind. Die weiteren Teilnehmenden hören zu und denken mit.
Lehrperson, die ein Anliegen hat | Kollegin/Kollege sowie Gruppe, die mitdenkt |
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Lehrperson A erzählt: Sie beschreibt die Situation und ihre Deutung und legt ihr Anliegen dar | Hört/hören zu |
Beantwortet Fragen mit ergänzenden Informationen | Stellen Rückfragen |
Lehrperson A hört zu | Schildern kurz, was sie beim Zuhören empfinden |
Lehrperson A hört zu | Entwickeln gemeinsam mehrere und unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten. Damit entsteht eine Palette von Möglichkeiten |
Lehrperson A gewichtet die gehörten Lösungsansätze, d.h. sie greift diejenigen heraus, die ihr aus ihrer Sicht sinnvoll und hilfreich erscheinen | Hört/hören zu |
Die Kolleginnen und Kollegen bringen in die Runde, was für sie aus dieser Sammlung wichtig ist, d.h. was sie aus der Besprechung für ihr berufliches Handeln mitnehmen. |
Schwieriges oder herausforderndes Verhalten von Schülerinnen und Schüler kann die fachlichen Grenzen von Lehrpersonen überschreiten. Fachpersonen verfügen über schulrelevantes, über den Lehrberuf hinausführendes Wissen und Fähigkeiten, mit welchen sie zum Umgang mit herausfordernden Situationen und Schülerinnen und Schüler beitragen können.
Diese Fachpersonen können über die Beratung von Lehrpersonen, über die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern oder über ihre ergänzende Arbeit zur Unterstützung mit herausfordernden Situationen und Schülerinnen und Schüler beitragen.
Fachpersonen und Fachstellen können zum Umgang mit herausfordernden Situationen beitragen:
- Heilpädagoginnen und Heilpädagogen
- Schulsozialarbeit
- Schulpsychologischer Dienst
- Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst
- Spezifische Fachstellen: Gewaltprävention, Familienberatung, Mobbingberatung, Suchprävention usw.
- Kinder- oder Fachärztinnen und Fachärzten
Diese Fachpersonen und Fachstellen sind wichtige Ansprechpersonen, um eine Problematik besser zu verstehen und angemessener damit umzugehen.
Kantonale Fachstellen werden durch lokale ergänzt und Kolleginnen und Kollegen am Schulort sowie die Schulleitung kennen diese bestimmt und können weiterhelfen.