Konflikte zwischen den Schülerinnen und Schülern entstehen oft in Pausen, also in wenig strukturierten und möglicherweise auch wenig anregungsreichen Zeiten. Implizit gehen Lehrpersonen davon aus, dass Pausen den Schülerinnen und Schülern gut tun. Doch oft ist die Pausenzeit anstrengender als die Unterrichtszeit, weil sich die Schülerinnen und Schüler in einem wenig geregelten Raum selbst organisieren müssen.
In den wenig geregelten und von Dynamiken geprägten Pausenzeiten entstehen oft Konflikte, die nach der Pause geklärt werden müssen, damit die beteiligten und betroffenen Schülerinnen und Schüler wieder zur Ruhe kommen und sich auf schulische Anforderungen einlassen können.
Beobachten wir die Schülerinnen und Schüler in den Pausen, so zeigt sich, dass sie oft gar nicht wissen, was sie tun könnten. Aus dieser Leere und Orientierungslosigkeit resultieren Äusserungen, Blicke und Handlungen, die von anderen Schülerinnen und Schülern als Provokationen verstanden werden und Konflikte auslösen (vgl. Interaktionen erkennen; Konfliktpotentiale vermeiden).
Solchen Konflikten kann proaktiv begegnet werden (vgl. dazu Keller-Schneider, 2018, S. 236ff). Klären Sie mit den Schülerinnen und Schülern mögliche Pausenaktivitäten und Pausenspiele.
Pausenaktivitäten zusammentragen
Besprechen Sie mit den Schülerinnen und Schülern, was man in Pausen so machen könnte. Listen Sie Spiele und Aktivitäten auf, ergänzen Sie die Möglichkeiten mit eigenen. Dazu eignen sich Klassenratsstunden (vgl. Klassenrat).
Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler mit Klebepunkten markieren, ob sie die Aktivität kennen (grün = ja, blau = nein) und ob sie diese gerne machen (ja = gelb, nein = rot). Klären Sie, welche Spielmöglichkeiten erklärt und/oder geübt werden sollen, damit die Schülerinnen und Schüler diese nutzen können.
Tragen Sie so viele Möglichkeiten zusammen, bis alle Schülerinnen und Schüler Pausenaktivitäten finden, die sie gerne tun.
Pausenaktivitäten üben
Spiele spielen lernen fördert Selbst- und Sozialkompetenz, je nach Spiel auch strategisches Denken, Geschicklichkeit usw.
Zeigen Sie den Kindern, wie man bspw. Gummitwist, Hüpfspiele, Seilspringen, Schnurspiele etc. spielt. Nutzen Sie dazu Unterrichtsstunden (für Bewegungsspiele Turnstunden), um die Spiele zu erklären und zu üben. Freude entsteht erst dann, wenn die Schülerinnen und Schüler die Spiele genügend kennen.
Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler passende Spiele zeigen. Nutzen Sie auch dazu Unterrichtsstunden.
Material für Pausenaktivitäten bereitstellen
Stellen Sie das Material bereit.
Spiele, die im Klassenzimmer gespielt werden, sollen so versorgt sein, dass mehrere Schülerinnen und Schüler gleichzeitig ein Spiel nehmen können. Spiele, die ausserhalb des Schulzimmers gespielt werden, können in einem Korb bei der Türe bereitstehen.
Klären Sie mit den Schülerinnen und Schülern, dass alle Schülerinnen und Schüler der Klasse mit diesen Spielen spielen dürfen und dass die Schülerin oder der Schüler, welche oder welcher ein Spiel nimmt, dieses wieder zurückbringt.
Kinder entscheiden sich für eine Pausenaktivität
Entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler aktiv, was sie spielen wollen, so können Konfliktpotentiale vermieden werden. Durch eine vorgängige Entscheidung müssen sich die Schülerinnen und Schüler in der Pause nicht zuerst entscheiden, sondern wissen bereits, was sie tun wollen.
Den Schülerinnen und Schülern ist vom Freispiel im Kindergarten bekannt, sich für eine Aktivität zu entscheiden, bevor sie den Kreis verlassen. Damit soll vermieden werden, dass die Schülerinnen und Schüler unentschlossen umherschweifen und andere stören oder als störend wahrgenommen werden. An diese Erfahrung kann insbesondere in der ersten und zweiten Klasse angeschlossen werden, aber auch bei älteren Schülerinnen und Schülern macht es Sinn, diese in den ersten Wochen nach ihrer Entscheidung zu fragen.
«Was willst du tun?»
Fragen Sie die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Entscheidung, bevor sie den Raum verlassen.
Nach der Pause fragt die Lehrperson, wie die Pause war
Fragen Sie die Schülerinnen und Schüler kurz, was sie in der Pause gemacht und erlebt haben.
Vielleicht können Sie auch fragen, wie schön die Pause war.
Fragen Sie jedoch nicht nach Streit und Schwierigkeiten, sonst geben Sie dem Gewicht, was vermieden werden soll.
Übergang klären
Was tun die Schülerinnen und Schüler nach der Pause? Die Zeit nach der Pause ist ein heikler Übergang. Von der offenen und wenig strukturierten Umgebung müssen die Schülerinnen und Schüler in eine engere und strukturierte Umgebung wechseln. Der Raum ist enger. Das Verhalten soll angepasst werden. Die Schülerinnen und Schüler in diesem Wechsel über Aktivitäten zu lenken, fördert das Zurückkommen ins Schulzimmer.
Klären Sie bereits vor der Pause, was die Schülerinnen und Schüler nach der Pause tun. Das Material soll möglichst bereitliegen, so dass die Schülerinnen gleich beginnen können.
Nutzen Sie die Zeit, um diesen Übergang zu lenken und der einen Schülerin oder dem anderen Schüler im Übergang zu helfen. Es gelingt nicht allen Schülerinnen und Schülern, sich wieder einzuordnen. Haben aber alle etwas Sinnvolles zu tun, so ist es Ihnen möglich, die Schülerinnen und Schüler zu begleiten, die sich nicht so leicht wieder in den Unterricht einfinden können.