Zuwendung für die einen bedeutet weniger Zuwendung für andere
Herausforderndes Verhalten von Schülerinnen und Schülern führt oft dazu, dass sich Lehrpersonen dieser Schülerin oder diesem Schüler zuwenden. Diese Zuwendung kann in verstehender und/oder klärender Art sein; genauso in «korrigierender» und/oder sanktionierender Art erfolgen.
Die Schülerin oder der Schüler erhält von der Lehrperson Aufmerksamkeit, sobald sich herausforderndes Verhalten zeigt. Da das Vermögen einer Lehrperson, Aufmerksamkeit zu geben, beschränkt ist, geht anderen Schülerinnen und Schülern damit Aufmerksamkeit verloren. Sie werden weniger beachtet. Dieses «Weniger» an Beachtung kann zu Reaktionen einzelner Schülerinnen und Schüler führen.
Wohin geht Ihre Aufmerksamkeit?
Nehmen Sie sich nach Unterrichtsschluss oder in einer Pause Zeit:
Wem haben Sie Aufmerksamkeit gegeben?
Wodurch wurde Ihre Aufmerksamkeit geweckt?
Haben Sie agierend oder reagierend gehandelt?
Worauf richtete sich Ihre Aufmerksamkeit? Auf das Sozial- und Arbeitsverhalten der Schülerin oder des Schülers oder auf ihr oder sein Lernverhalten?
Was wollen Sie durch Ihre Aufmerksamkeit bewirken?
Vergewissern Sie sich, wozu es sinnvoll ist, dass Sie sich so verhalten.
Oder finden Sie nur Antworten auf die Frage, warum Sie so gehandelt haben?
Wie könnten Sie auch anders handeln?
Was würde passieren, wenn Sie anders handeln würden?
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Unterrichtsgeschehen aus.
Vermeiden Sie, Ihre Aufmerksamkeit auf das Einhalten von Regeln zu «fixieren». Regeln sind dazu da, damit ein Arbeitsprozess in Fluss kommt und in Bewegung bleiben kann. Zurechtweisungen und Sanktionierungen (Belohnung und Bestrafung) sowie das Klären von Erwartungen und Regeln durchbrechen den Unterrichtsfluss. Unterrichtszeit geht verloren und das Unterrichtsgeschehen wird gebremst.