Schülerinnen und Schüler wachsen in unterschiedlichen Familien auf. Dabei sind nicht nur Familienformen vielfältig, sondern auch Umgangsweisen, Abläufe, Klarheiten und Erfahrungen. Doch allen Familien gemeinsam ist, dass Familien das Wertvollste, was sie haben – nämlich ihre Kinder – der Schule anvertrauen und anvertrauen müssen. Gegenseitige Wertschätzung ist grundlegend. Lehrpersonen sind gefordert, das Vertrauen von Eltern und Erziehungsberechtigten zu fördern. Transparenz ist dabei hilfreich.
Eltern (und weitere Erziehungsberechtigte) bringen sehr unterschiedliche schulische Vorerfahrungen mit, die sie auf die aktuelle Schule und auf Sie als Lehrperson übertragen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Eltern in ihren Werten und Sichtweisen mit jenen der Schule übereinstimmen. Die schulischen Vorerfahrungen der Eltern und erlebte Selbstverständlichkeiten sind je spezifisch. Es ist daher von Bedeutung, Schule und ihre Selbstverständlichkeiten den Eltern zu erklären, damit Klarheit und Vertrauen entstehen kann. Damit können mögliche Schwierigkeiten vermieden werden.
Damit es gelingt, Eltern (und weitere Erziehungsberechtigte) konstruktiv ins Schulleben einzubeziehen und mit ihnen zusammenarbeiten zu können, ist es zwingend notwendig, eine gute Grundlage in der Eltern-Schule-Beziehung gelegt zu haben, bevor sich Unklarheiten und Herausforderungen zeigen (vgl. In die Elternarbeit einsteigen).
Bei herausforderndem Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler ist es sinnvoll, die Eltern in einem Gespräch zu informieren und mit ihnen, bei Bedarf, Lösungsansätze zu entwickeln. Damit solche Gespräche in eine förderliche Zusammenarbeit führen können, sind folgende Etappen in der Elternarbeit insgesamt erforderlich.
Den Eltern erklären, wie Schule funktioniert und was in Ihrer Schule als Orientierungsrahmen gilt.
Was ist Ihnen wichtig?
Was soll als «normal» gelten? Was wird implizit vorausgesetzt?
Welche Abläufe gestalten das Schulleben?
Welche Möglichkeiten haben Eltern, am Schulleben teilzunehmen?
Welches Verhalten sollen die Eltern ihren Kindern als Schülerinnen und Schüler zutrauen?
Eltern sollen die Schule ihrer Kinder kennenlernen
Über welche Aktivitäten und Möglichkeiten können Eltern die Schule kennenlernen?
Wie erhalten sie Informationen?
Wie können Eltern mit Ihnen Kontakt aufnehmen?
Welche Mittel nutzen Sie für Elternkontakte? (SMS, E-Mail, Kontaktheft, Einzelgespräche?)
Eltern zu einem Gespräch einladen, sobald Sie etwas Spezifisches mitteilen oder mit ihnen zusammen besprechen wollen.
Laden Sie die Eltern zu einem Gespräch ein, sobald es etwas zu besprechen gibt. Die Initiative dazu kann von den Eltern oder von Ihnen kommen. Es empfiehlt sich, keine langen Emails zu schreiben oder zu beantworten – das braucht sehr viel Zeit und führt oft zu Missverständnissen.
Herausforderndes Verhalten einer Schülerin/eines Schüler mit den Eltern besprechen
Klären Sie Ihre Zielsetzung des Gesprächs.
Geht es Ihnen darum, die Eltern zu informieren, um eine Zusammenarbeit einzuleiten?
Oder geht es Ihnen darum, die Eltern zu informieren, um sich selbst vor einem möglichen späteren Vorwurf zu schützen, nicht frühzeitig informiert zu haben?
Schutz vor möglichen Vorwürfen ist keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit. Tragen Sie die Haltung ins Gespräch hinein, wenn es darum geht, eine Zusammenarbeit zu etablieren.
Ziel des Gesprächs soll somit sein, die Eltern über das herausfordernde Verhalten zu informieren und mit ihnen mögliche Lösungswege zu entwickeln. Es kann sein, dass Sie bereits Vorschläge haben. Es kann sehr gut sein, dass Sie zuerst die Ausgangslage klären und erst in einem späteren Gespräch Lösungswege planen und einschlagen.
Laden Sie die Eltern für Gespräche in die Schule ein.
Im direkten Kontakt lassen sich Probleme leichter lösen.
Emails nehmen viel Zeit in Anspruch, führen leicht zu Missverständnissen oder können als Dokumente genutzt werden, um später etwas zu belegen. Meist führen solche Belege zu destruktiven Dynamiken.
SMS und Emails eigen sich für kurze Mitteilungen (xy ist krank, kommt heute nicht) und für Terminvereinbarungen.
Bereiten Sie das Elterngespräch vor.
Was benötigen Sie, um den Eltern das Verhalten beschreiben zu können?
Halten Sie dabei im Auge, dass Ihre Ausführungen nachvollzogen werden sollen. Vielleicht sind bestimmt Beispiele dafür geeignet.
Vermeiden Sie in die Haltung zu rutschen, etwas beweisen zu wollen.
Schildern Sie den Eltern, wie sich das Verhalten der Schülerin/des Schülers zeigt und weshalb Ihnen dieses Verhalten Sorgen bereitet.
Gehen Sie dabei wie folgt vor:
Schildern Sie Situationen, in welchen sich das spezifische Verhalten zeigt. Beziehen Sie sich dabei auf Beobachtungen. Vgl. Was ist herausfordernd?
Beschreiben Sie, wie Sie das Verhalten deuten, was sie als Fachperson darin erkennen.
Schildern Sie den Eltern, in welchen Situationen sich das schwierige und herausfordernde Verhalten nicht zeigt.
Erläutern Sie, wie Sie sich das vorläufig erklären können, was dazu beitragen könnte, dass die Schülerin/der Schüler in diesen spezifischen Situationen kein herausforderndes Verhalten mehr zeigt.
Fragen Sie die Eltern, ob sie dieses Verhalten ihres Kindes kennen.
Falls ja, wie es sich zeigt und was dabei die Eltern herausfordert.
Falls nein, so nutzen Sie die Verneinung als Potential. Wie kann die Schülerin/der Schüler unterstützt werden, dass es die in der Schule beobachteten Schwierigkeiten in der Schule nicht mehr zeigt.
Lernschwierigkeiten darlegen
Bei beobachteten Lernschwierigkeiten ist es sehr wichtig, dass Sie diese den Eltern nachvollziehbar schildern und dabei zwischen der individuellen Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers (Individualnorm) und den Stufenzielen, die erreicht werden sollen (Kriterialnorm), unterscheiden. Vermeiden Sie dabei die Lernentwicklung im Vergleich zu den Mitschülerinnen und Mitschülern zu beschreiben (Sozialnorm).
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