Die Situation verstehen

Was ist herausfordernd? 1 Perspektivenwechsel: Wie lässt sich das anders sehen? 2 Wie oft kommt etwas vor – und wie häufig nicht? 3 Auffälliges Verhalten umdeuten: den positiven Kern erkennen 4 Auffälliges Verhalten umdeuten: den positiven Kern erkennen 5 Lösungen suchen 6

6. Lösungen suchen

Suchen Sie mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren nach Lösungen, indem Sie sich auf die möglichst klare Beschreibung der Problemlage und Ihrer subjektiven Sichtweise stützen. Jedes Gegenüber eröffnet neue Möglichkeiten. Herausforderndes Verhalten kann mit unterschiedlichen Personen in je spezifischen Perspektiven und Rollen besprochen werden:


Lösungen entwickeln:

  • Mit sich selbst: Eigene Anteile am herausfordernden Verhalten der Schülerin/des Schülers klären (unklare Aufträge, nicht passende Aufgaben, widersprüchliche Rückmeldungen, einschränkende Einstellungen, Fixierung auf Fehlverhalten und Regelübertretungen, unangemessene Erwartungen, einseitige Wahrnehmungen, Verallgemeinendes).
  • Mit der Schülerin/dem Schüler selbst, um auch ihre/seine Sichtweise nachvollziehen zu können (Vgl. Schülerin/Schüler in den Blick nehmen).
  • Mit Kolleginnen/Kollegen (andere Fach-/Lehrpersonen der Schule), um eine Aussensicht zu erhalten (Vgl. Was braucht die Lehrperson, um die Schülerin/den Schüler zu verstehen?).
  • Mit der Schulleitung, um die Problematik darzulegen und den Schweregrad der Herausforderung zu klären.
  • Mit den Erziehungsberechtigten, um diese über die Herausforderung zu informieren und mit ihnen gemeinsam Lösungswege zu entwickeln. So können sie als Erziehungsberechtigte mitarbeiten und eine ergänzende Rolle im Lösungsprozess einnehmen.
  • Mit Beratungsstellen für Lehrpersonen.
  • Mit Fachpersonen, um die eigene Sichtweise zu erweitern und um über die Schule hinausgehende Unterstützungen einzuholen (Vgl. Was braucht die Lehrperson, um die Schülerin/den Schüler zu verstehen?).

Orientierung für Gespräche

  • Sachlage beschreiben.
  • Eigene Deutung als Problemlage schildern.
  • Dem Gegenüber zuhören, wie es die herausfordernde Situation erlebt und versteht.
  • Sich bewusst sein, dass jedes Gegenüber andere Möglichkeiten bietet und von Ihnen ein je spezifisches Verhalten erfordert (mehr dazu weiter unten).

In Klärungsgesprächen können unterschiedliche Personen je Spezifisches beitragen. Wichtig ist dabei, dass die Beiträge den spezifischen Rollen entsprechen.

  • Die Schülerin/der Schüler bringt ihre/seine Sicht, Möglichkeiten und Wünsche ein. Was Sie dabei annehmen und umsetzen, wägen Sie ab und verantworten es.
  • Kolleginnen und Kollegen können, gestützt auf ihre Erfahrung, Möglichkeiten entwickeln und Ideen einbringen. Ob Sie diese übernehmen und/oder weiterentwickeln entscheiden Sie selbst.
  • Eltern können Erfahrungen aus dem familiären Umfeld und ihrem beruflichen einbringen, sind aber nicht berechtigt, bestimmt Erwartungen an den schulischen Alltag zu stellen und/oder Vorgaben zu machen.
  • Die Schulleitung berät aus ihrer Perspektive und ist als Vorgesetzte befugt, Vorgaben und Grenzen zu setzen.
  • Beratungsstellen unterstützen Sie in der Sichtweise auf die Problemlage. Sie treffen die Entscheidung.
  • Fachstellen geben Impulse und können zur Klärung und Lösung beitragen. Was aber in Ihrem Unterricht umgesetzt wird, verantworten Sie.


  • Flückiger, C. & Wüsten, G. (2008). Ressourcenaktivierung. Ein Manual für die Praxis. Bern: Huber.
  • Gordon, T. (1981). Lehrer-Schüler-Konferenz. Reinbek: Rowolth.
  • Harkcom, S. (2017). Unterrichtsstörungen meistern. Reframing im Klassenzimmer. Heidelberg: Carl Auer.
  • Haselmann S. (2007) Systemische Beratung und der systemische Ansatz in der Sozialen Arbeit. In: Michel-Schwartze B. (Hrsg.). Methodenbuch Soziale Arbeit. Wiesbaden: VS.
  • Hobfoll, S.E. & Schumm, J.A. (2004). Die Theorie der Ressourcenerhaltung. In P. Buchwald, R. Schwarzer & S.E. Hobfoll (Hrsg.), Stress gemeinsam bewältigen, Göttingen: Hogrefe, S. 91-120.
  • Keller-Schneider, M. (2018). Impulse zum Berufseinstieg. Grundlagen – Erfahrungsberichte – Reflexionsinstrumente (Kap. 2). Bern: hep.
  • Košinár, J. & Leineweber, S. (2010). Ganzheitliche Stressprävention in der Lehrerausbildung. Konzept, Training und Begleitforschung. Hohengehren: Schneider.
  • Nolting, H. (2002). Störungen in der Schulklasse. Ein Leitfaden zur Vorbeugung und Konfliktlösung. Weinheim, Beltz.
  • Nolting, H.-P. (2005). Lernfall Aggression (2. Aufl.). Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
  • Schulz von Thun, F. (1981/2010). Miteinander reden: Störungen und Klärungen. Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation, Bd.1. Reinbek: Rowolth.
  • Schulz von Thun, F. (1989). Miteinander reden. Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Differentielle Psychologie der Kommunikation, Bd. 2. Reinbek: Rowohlt.
  • Schütz, A. & Lasse, H. (2004). Positives Denken. Stuttgart: Kohlhammer.
  • Schweer, M., Thies, B. & Lachner, P. (2017). Soziale Wahrnehmungsprozesse und unterrichtliches Handeln. In M. Schweer (Hrsg.), Lehrer-Schüler-Interaktion. Springer: Wiesbaden, S. 121-146.

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