Klassenführung – indirekt auf herausforderndes Verhalten eingehen

Die Führung einer Klasse fordert heraus 1 Herausforderndes Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler im Kontext der Klasse 2 Den Fokus auf Funktionierendes in der Klasse legen 3 Elemente von Klassenführung 4 Klassenführung kann unterschiedlich verstanden werden 5 Qualitäten der Klasse wahrnehmen und stärken 6

2. Herausforderndes Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler im Kontext der Klasse

Jedes Kind ist Teil eines Ganzen. Das Ganze umfasst die Teile sowie die Beziehungen, welche diese verbinden. Jede Schülerin und jeder Schüler ist also Teil einer Klasse, bestimmt das Geschehen und die Dynamiken in der Klasse mit und wird in ihrem/seinem Verhalten von der Klasse bestimmt. Herausfordernde Verhaltensweisen von Schülerinnen und Schülern sind somit nicht nur für Einzelne von Bedeutung, sondern auch für die Klasse. Zudem werden die einzelnen Schülerinnen und Schüler in ihrem Verhalten ebenso von der Klasse geprägt, absichtlich und unabsichtlich.

Eine Klasse kann einzelne Schülerinnen und Schüler in ihrem Verhalten provozieren. Genauso kann die Klasse dazu beitragen, dass herausfordernde Verhaltensweisen nicht zu Störungen führen, sondern abgefedert werden und damit weniger ins Gewicht fallen. Nutzen Sie die Möglichkeiten und Stärken beider Seiten. Sie können beide Seiten im Umgang mit herausfordernden Situationen positiv einbinden und sie in ihrem auf die Gemeinschaft ausgerichteten Handeln stärken (vgl. dazu Keller-Schneider, 2018, S. 302).

Um die Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, wird hier der Blick auf die einzelnen Schülerin/den einzelnen Schüler auf die Klasse insgesamt gerichtet. Nachfolgend finden Sie Leitfragen. Die Antworten sind als Impulse zu verstehen. Indem Sie ein spezifisches Verhalten einer Schülerin/eines Schülers in den Blick nehmen, gewichten und erweitern Sie diese.


Bedeutung von Verhaltensweisen spezifischer Schülerinnen und Schüler für die Klasse beleuchten:


Hinter diesen Sichtweisen steht der systemische Blick, nach welchem sich Prozesse und Handlungen gegenseitig bedingen. Damit wird deutlich, dass im dynamischen Ganzen keine eindeutigen Ursachen–Wirkketten festgestellt werden können, sondern dass jede Wirkung wieder Ursache für eine oder mehrere nächste Wirkungen sein kann (vgl. Interaktionskreislauf nach Schulz von Thun).

Es gibt keine «Täter-Opfer-Logik». Die altbekannte Frage nach dem Huhn oder Ei drängt sich hier auf. Zahlreiche Faktoren können somit Ursache sein, die etwas dazu beigetragen haben. Damit wird deutlich, dass an zahlreichen Punkten angesetzt werden kann, um Veränderungen zu erzielen.

  • Beim einzelnen Schüler oder bei der einzelnen Schülerin, die/der ein herausforderndes Verhalten zeigt.
  • Bei der Klasse, die auf bestimmte Weisen darauf reagiert (vgl. Heterogenität annehmen).
  • Bei Abläufen und Regeln (vgl. Abläufe und Prozesse)
  • Bei Raumgestaltung und Sitzordnung (vgl. Abläufe und Prozesse)
  • Beim Unterricht und der Unterrichtseffizienz.
  • Beim Unterricht und seiner Passung auf die Schülerinnen und Schüler.

  • Glasl, F. (2003). Konfliktmanagement. In A. E. Auhagen & H. W. Bierhoff (Hrsg.). Angewandte Sozialpsychologie, das Praxishandbuch. Weinheim: Beltz, S. 123- 135.
  • Jooss, A. (2014) Systemisches Denken in der Schule. In C. Lieser (Hrsg.), Praxisfelder der systemischen Beratung. Wiesbaden: Springer VS.
  • Keller-Schneider, M. (2018). Impulse zum Berufseinstieg von Lehrpersonen. Grundlagen – Erfahrungsberichte – Reflexionsinstrumente (Kap. 5.2). Bern: hep.
  • Rechtien, W. (2003). Gruppendynamik. In A. E. Auhagen & H. W. Bierhoff (Hrsg.), Angewandte Sozialpsychologie, das Praxishandbuch. Weinheim: Beltz, S. 103-122.
  • Stanford, G. (2002). Gruppenentwicklung im Klassenraum und anderswo. Praktische Anleitung für Lehrer und Erzieher (Neuauflage). Hahner Verlagsgesellschaft.

Mehr dazu: Den Fokus auf Funktionierendes in der Klasse legen

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