1. Die Führung einer Klasse fordert heraus
Herausforderndes Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler, das sich in Unterrichtsstörungen zeigt, wird jedoch nicht nur von der Schülerin oder dem Schüler verursacht, sondern steht in enger Verbindung mit dem Unterricht selbst, seiner Qualität und seiner Passung auf die Schülerinnen und Schüler, mit der Klassenkultur und -dynamik (vgl. Klassenkultur aufbauen und lenken) sowie mit der Klassenführung der Lehrperson.
Damit kann eine Lehrperson über folgende Zugänge indirekt auf herausforderndes Verhalten von Schülerinnen und Schülern eingehen.
- Den BIick auf den Unterrichtsfluss richten und Störungspotentiale reduzieren.
- Sich auf herausfordernde Schülerinnen und Schüler einstellen. Dabei Möglichkeiten und Grenzen erkennen
- Eine lernförderliche Klassenkultur aufbauen und fördern.
- Das Lernen der Schülerinnen und Schüler ins Zentrum stellen.
- Über vielfältige Möglichkeiten der Klassenführung auf herausforderndes Verhalten einwirken.
Herausforderndes Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler kann somit auch im Kontext der Anforderungen zur Klassenführung betrachtet werden. Dabei geht der Blick über das Individuum hinaus.
Vom Praktikum zur Berufstätigkeit
Zudem verändern sich die Anforderungen an die Klassenführung im Übergang von der Ausbildung in die eigenverantwortliche Berufstätigkeit. Im Rahmen der Ausbildung zur Lehrperson haben Sie vorwiegend in bestehenden Klassen unterrichtet und sich in den vielfältigen Anforderungen zunehmend kompetenter erlebt (Keller-Schneider, 2016). Sie haben dabei unterschiedliche Klassenkulturen und Klassenführungsarten erlebt. Selber waren Sie insbesondere davon herausgefordert, eine kohärente Klassenführung auszuüben und dabei Kontinuität in ihren Anweisungen, Reaktionen und Interventionen zu entwickeln (Keller-Schneider, 2021). Anforderungen der indirekten Klassenführung standen aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Praktika im Hintergrund.
Im Berufseinstieg gewinnt die Anerkennung der Schülerinnen und Schüler an Bedeutung. Es genügt nicht, eine Klasse über direkte Handlungen zu führen und sich und die eigenen Vorstellungen konsequent durchzusetzen, da die Schülerinnen und Schüler über je spezifische Möglichkeiten und Fähigkeiten verfügen, diesen zu entsprechen. Indirekte Führungshandlungen gewinnen an Bedeutung. Eine tragfähige Klassenkultur wird aufgebaut, die den Schülerinnen und Schülern sowie Ihnen Klarheit und Verlässlichkeit gibt. Damit einhergehend ermöglicht eine tragfähige Klassenkultur zunehmende Zufriedenheit und erhöhtes Wohlbefinden, sowohl bei Ihnen als auch bei den Schülerinnen und Schüler (vgl. Klassenkultur aufbauen und lenken).
- Glasl, F. (2003). Konfliktmanagement. In A. E. Auhagen & H. W. Bierhoff (Hrsg.). Angewandte Sozialpsychologie, das Praxishandbuch. Weinheim: Beltz, S. 123- 135.
- Jooss, A. (2014) Systemisches Denken in der Schule. In C. Lieser (Hrsg.), Praxisfelder der systemischen Beratung. Wiesbaden: Springer VS.
- Keller-Schneider, M. (2018). Impulse zum Berufseinstieg von Lehrpersonen. Grundlagen – Erfahrungsberichte – Reflexionsinstrumente (Kap. 5.2). Bern: hep.
- Rechtien, W. (2003). Gruppendynamik. In A. E. Auhagen & H. W. Bierhoff (Hrsg.), Angewandte Sozialpsychologie, das Praxishandbuch (S. 103-122). Weinheim: Beltz.
- Stanford, G. (2002). Gruppenentwicklung im Klassenraum und anderswo. Praktische Anleitung für Lehrer und Erzieher (Neuauflage). Hahner Verlagsgesellschaft.
Mehr dazu: Herausforderndes Verhalten einzelner Schülerinnen und Schüler im Kontext der Klasse
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