Für die Führung einer Klasse und für den Aufbau einer lernförderlichen Klassendynamik sind folgende Anforderungen an die Lehrperson zentral (Kounin, 2006):
Augen und Ohren überall haben
Nehmen Sie einzelne Schülerinnen und Schüler in den Blick und öffnen Sie gleichzeitig Ihren Blick auf das Ganze – auch darauf, was sich «hinter» Ihnen tut.
Oder besser, stehen Sie an diesen Orten im Raum, aus welchem Sie das ganze Klassenzimmer im Blick haben und sich zugleich auf einzelne Schülerinnen oder Schüler ausrichten können.
Reibungen und Stockungen im Unterricht bereits bei der Planung vermeiden
Überlegen Sie bereits bei der Planung, wo es Engpässe und Reibungen geben könnte. Wartende Schülerinnen und Schüler kommen sehr schnell auf «Alternativideen». Flaschenhälse, durch welche alle durch müssen, führen zu Störungen.
Vermeiden Sie Engpässe (an einem bestimmten Ort etwas holen, etwas der Lehrperson zeigen, bevor man weiterarbeiten kann), prüfen Sie den geplanten Unterricht aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler.
Die Schülerinnen und Schüler in die Mitgestaltung des Geschehens einbinden
Wie können Sie die Schülerinnen und Schüler in die Aktivitäten einbeziehen?
Nutzen Sie den Drang der Schülerinnen und Schüler zu Aktivität und ihre Freude mitzuarbeiten. Binden Sie diese ein.
Darf nur jemand etwas tun, so sind die anderen unterbeschäftigt. Unterbeschäftigte Schülerinnen und Schüler kommen leicht auf «Alternativideen».
Sinnvolle und leistbare Anforderungen stellen
Überlegen Sie laufend, wozu und wozu etwas so gemacht werden soll. Prüfen Sie Ihre Vorstellungen aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler.
Überlegen Sie auch, warum und wozu Schülerinnen und Schüler anders reagieren, als Sie dies gerne hätten. Vielleicht zeigen Ihnen die Schülerinnen und Schüler effektivere Wege.
Manchmal geben einem Unterrichtstörungen Hinweise darauf, was man im eigenen Verhalten verändern muss, um den Unterrichtsfluss und lernorientierte Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler zu fördern oder auch zuzulassen. Prüfen Sie eigene Anteile an möglichen oder erfolgten Unterrichtsstörungen – diese lassen sich am leichtesten verändern.
Rhythmisierung von Aktivitäten auf die Schülerinnen und Schüler ausrichten
Rhythmisieren Sie so, dass sich Wechsel von Aktivitäten auf den Bedarf der Schülerinnen und Schüler ausrichten.
Aktivitäten nach festgelegten Zeitvorgaben zu wechseln, ist nicht sinnvoll, da damit die Kinder aus dem erwarteten Verhalten herausgerissen werden. Auf diese Weise lösen Sie selber eine Unterrichtsstörung aus.
Ein Wechsel ist dann angezeigt, wenn die Schülerinnen und Schüler unruhig werden und damit zeigen, dass die Durchhaltekräfte schwinden. Dann ist ein Wechsel sinnvoll, damit sie sich wieder auf die geforderte Aktivität ausrichten. Erarbeiten Sie sich Schritt für Schritt ein Repertoire an Alternativen, damit Sie bei Bedarf Möglichkeiten zur Verfügung haben.
Beispiele:
Ein gut bekanntes Lied singen, möglichst mit entsprechenden Bewegungen ergänzt, damit Freude entstehen kann.
Vorlesen, damit sich die Schülerinnen und Schüler entspannen können. Lassen Sie sie dazu einen von Ihnen selbst gewählten Ort aufsuchen, damit sie sich entspannen und auf die Geschichte konzentrieren können.
Bewegungsspiel, damit die Aktivitäten wieder gebündelt werden.
Eine gut eingespielte Trainingsaufgabe nutzen (in Mathematik, Deutsch oder in den Fremdsprachen), in welcher alle etwas zu tun haben.
Keller-Schneider, M. (2022). Impulse zum Berufseinstieg, Kap. 2 und 5. Bern: hep.
Kounin, J. S. (2006). Techniken der Klassenführung. In D. H. Rost (Hrsg.), Techniken der Klassenführung. Standardwerke aus Psychologie und Pädagogik. Münster: Waxmann.
Rüedi, Jürg (2014). Zur Bedeutung positiver Beziehungen für die Klassenführung und den Umgang mit Unterrichtsstörungen. Schulpädagogik heute, 5(9).
Seidel, T. (2009). Klassenführung. In E. Wild & J. Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (S. 135-148). Heidelberg: Springer.