Eltern sind wichtige Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner für die Lehrpersonen, um den Schülerinnen und Schülern einen vermittelnden Boden zu geben, auf welchem sie zwischen den Welten Familie(n) und Schule hin und her gehen können. Dieser Boden wird von Vertrauen und zugleich von geklärten Erwartungen gestärkt. Schule und Familie sind damit als zwei Ökosysteme (Bronfenbrenner, 1981) über die Schülerin oder den Schülern miteinander verbunden (Abb. 1).
Abb. 1. Das Kind als Schülerin oder Schüler und als Sohn oder Tochter und unterschiedlichen Systemen (Keller-Schneider, 2018, S. 348).
Eltern und Lehrpersonen sind Experten bezüglich des Systems, von welchem sie Teil sind. Diese beiden Systeme sind über der Schülerin oder dem Schüler, das zwischen der Schule und der Familie hin- und herpendelt, miteinander verbunden. Im jeweiligen anderen System sind Eltern sowie Lehrpersonen Laie. Kenntnisse und Expertise liegen im System selbst drin und nicht bei daran beteiligten Aussensystemen.
Die Lehrpersonen sind nicht Teil der Familie, die Eltern sind nicht Teil der Schule – auch wenn die Eltern die Schule besucht und die Lehrpersonen auch Teil einer Familie sind. Damit liegt die Schule ausserhalb des direkten Einflussgebietes von Eltern. Eltern in das schulische Geschehen einbeziehen macht Sinn, sie bezüglich ihres Kindes als gleichwertig zu behandeln sehr. In schulischen Belangen sind sie jedoch nicht gleichberechtigt.
Die Familie als Ort von Sozialisation und Bildung
Die Familie stellt den zentralen Ort für jedes Kind dar, unabhängig davon wie die Bindung ist. Grundlegende Werte und Normen werden im familiären Bereich gelegt. Die Bindung kann dabei sehr unterschiedlich sein (Britsch & Hellbrügge, 2009).
Familie ist zugleich auch ein Bildungsort (Brake, 2011; Geisen et al., 2021). Grunderfahrungen und Grundwerte werden vermittelt, die dem Kind einen Rahmen und Klarheiten über die Welt geben. Diese Klarheiten werden mitgegeben und prägen spätere Wahrnehmungen und Sichtweisen, auch als Lehrperson.
Klarheiten in der eigenen Familie
Welche Klarheiten galten in Ihrer Familie und gelten vielleicht immer noch?
Welche Werte wurden vertreten? Was ist wichtig?
Welchen Stellenwert hatte Lernen, welchen Können?
Eltern und Lehrpersonen stehen in einer asymmetrischen Beziehung
Die Lehrperson als Professionelle weiss mehr über das Verhalten, das Lernen und die Leistung des Kindes als Schülerin oder als Schüler. Sie soll die Eltern soweit informieren, wie diese es brauchen, um Einblick zu haben und Vertrauen zu gewinnen. In schulischen Belangen sind die Eltern jedoch Laien.
Die Eltern sind zuständig für die familiären Belange. Lehrpersonen brauchen nur soviel Informationen, um das Verhalten der Schülerin oder des Schülers in der Schule zu verstehen und ihre oder seine Entwicklung insbesondere in der Rolle als Schülerin oder als Schüler verstehen zu können.
Worin liegt Ihre Expertise als Lehrperson?
Überlegen Sie, welche Bereiche in Ihrer Expertise und Zuständigkeit liegen.
Welche Informationen brauchen die Eltern aus diesen Bereichen, um nachvollziehen zu können, wo ihr Kind die vielen Stunden in seinem Leben verbringt und wem sie vertrauen sollen?
Worin liegt die Expertise der Eltern?
Überlegen Sie, welche Bereiche in der Expertise und der Zuständigkeit der Eltern liegen?
Welche Informationen brauchen Sie als Lehrperson von den Eltern, um sich das familiäre Feld des Kindes vorstellen zu können, in welchem Ihre Schülerin oder Ihr Schüler lebt?
Gemeinsam Lösungen finden
Welche Bereiche sind der Expertise bzw. der Zuständigkeit beider Partnerinnen und Partner zuzuordnen? (z.B. Heimweg, Hausaufgaben bearbeiten, …)?
Zeigen sich in Schnittfeldern Probleme, so können Lösungen nur gemeinsam entwickelt werden.
Wer muss was von der anderen Seite wissen, um Lösungen zu finden?
Wer kann was beitragen?
Vermeiden Sie es, den Eltern Aufträge zu geben. Klären Sie hingegen, was den Eltern möglich ist, beizutragen.